TY - JOUR T1 - Editorial: Themenheft "E-Learning in berufsbegleitenden Master-Studiengängen" JF - Zeitschrift für E-Learning Y1 - 2010 A1 - Michael Kerres A1 - Nadine Ojstersek AB -

Hochschulen sind aufgefordert, ihren Bildungsauftrag weiter zu fassen, wenn sie den gesellschaftlichen Anforderungen von "lifelong learning" gerecht werden wollen. Weiterbildende Master-Studiengänge wenden sich an Berufstätige, die berufsbegleitend - in der Regel als Teilzeitstudium - eine weitere Qualifikation erwerben möchten. Dabei ist es notwendig, Angebotsformate zu finden, die auf die spezifischen Anforderungen der Arbeits- und Lebenssituation von Berufsstätigen ausgerichtet sind. E-Learning und andere mediengestützte Formate des Selbst- und Fernstudiums sind dabei wesentliche Elemente, um solche Angebote zielgruppenadäquat umzusetzen. Bereits bestehende Masterstudiengänge nutzen E-Learning-Elemente, um Präsenzzeiten zu reduzieren sowie zeit- und ortsunabhängiges Lernen zu ermöglichen. Bei der Konzeption neuer berufsbegleitender Studiengänge können die Potenziale und Grenzen des Einsatzes von E-Learning bereits von vornherein berücksichtigt werden. Doch trotz der immer wieder beschworenen Wichtigkeit des lebenslangen Lernens gibt es weiterhin überraschend wenige Studiengänge, die als berufsbegleitende Weiterbildungsangebote an Hochschulen implementiert werden. In diesem Themenheft werden vorliegende Erfahrungen aufgezeigt werden, um diese Erfahrungen auch anderen Studiengängen verfügbar zu machen. Das Themenheft beleuchtet die Potenziale von E-Learning aber zugleich auch die Anforderungen, die mit der Konzeption angemessener Angebote verbunden sind. Die Potenziale von E-Learning für diese Herausfoderung werden bisher erst ansatzweise genutzt. Digitale Medien werden zwar zunehmend als selbstverständliches Werkzeug des Lehrens und Lernens wahrgenommen und auch die erforderlichen E-Learning-Infrastrukturen werden von den Hochschulen größtenteils bereitgestellt, trotzdem ist ein essentieller Zusaztnutzen im Hinblick auf die Flexibilität des Lernens oft nicht erkennbar. Die Hochschulen stehen etwa vor der Notwendigkeit, sich vom Bild des „klassischen Studierenden“ zu lösen, flexible Masterstudiengänge anzubieten und durch E-Learning diese Herausforderungen studienorganisatorisch zu bewältigen. Es werden entsprechende Konzepte benötigt, Lösung sind zu realisieren und zu evaluieren. In einen solchen Prozess sind eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen Vorstellungen und Interessen involviert. Insbesondere weiterbildende Studiengänge stellen an deutschen Hochschulen noch ein relativ neues Geschäftsfeld dar, wodurch eine zentrale Herausforderung in der Aufgabenteilung sowie die Aushandlung von Verantwortlichkeiten aller Akteure besteht. Auch Fragen zur Vermarktung spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle, um diese Angebote auch nachhaltig zu verankern. Die Beiträge in diesem Themenheft nähern sich dem Themenschwerpunkt aus unterschiedlichen Perspektiven und nehmen anhand von Fallbeispielen einen anwendungsorientierten Blickwinkel ein. Nicole Wöhrle, Bettina Couné und Daniel Sassiat geben in ihrem Beitrag einen Überblick über die Herausforderungen bei der Implementation mediengestützter berufsbegleitender Masterstudiengänge und stellen am Beispiel eines Kooperationsmodells vor, wie zentrale Kompetenzen genutzt und Synergien zwischen verschiedenen Akteuren im Bereich E-Learning hergestellt werden können, um den vielfältigen Anforderungen hinsichtlich der Konzeption und Realisierung nachzukommen. Anhand verschiedener Fallstudien werden von Sabine Seufert, Christoph Meier und Dieter Euler E-Learning-gestützte Masterstudiengänge verglichen und zentrale Gestaltungsfelder der Qualitätsentwicklung betrachtet. Welches die zentralen Aspekte guter Praxis bei E-Learning-gestützten-Masterstudiengängen sind, ist eine zentrale Frage ihres Beitrags. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Erfahrungen mit Programm-Akkreditierungen im Rahmen des EFMD-CEL Qualitätssystems. Einem Grundproblem der Anlage berufsbegleitender Online-Masterstudienprogramme widmen sich Britta Voß und Karola Wolff-Bendik, indem sie die Verknüpfung von Berufstätigkeit und Studium in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellen. Sie zeigen auf, wie durch E-Learning-Elemente die organisatorische wie auch die inhaltlich-methodische Anlage des Studienprogramms zielgruppenadäquat gestaltet werden kann. Am Beispiel des weiterbildenden Online-Studienprogramms Educational Media werden Handlungsempfehlungen benannt, wie eine Verzahnung von Studium und Berufstätigkeit hergestellt werden kann. Es wird deutlich, dass der formale sowie der informelle Austausch von Online-Studierenden durch die gezielte Nutzung von Online-Werkzeugen im Rahmen eines didaktischen Gesamtkonzeptes unterstützt werden kann, wodurch das Lernen näher an den Arbeitsplatz rückt und sich eng mit der Berufstätigkeit verzahnt. Die Herausforderungen hinsichtlich der nachhaltigen Vermarktung und Etablierung eines universitären Weiterbildungsstudienangebots werden im Fallbeispiel von Christoph Hermann, Nicole Wöhrle und Bernd Becker verdeutlicht. Sie gewähren praxisrelevante Einblicke in die Anforderungen der Hochschule und des Marktes, basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen mit einem Blended Learning-Studiengang. Neben der Veranschaulichung der Konzeption des Studienprogramms, werden Vermarktungsempfehlungen hinsichtlich der Erschließung neuer Zielgruppen gegeben, da universitäre Angebote im Bereich der Weiterbildung von der Zielgruppe bisher kaum wahrgenommen werden. Welche Rolle spielt E-Learning nun für berufsbegleitende Masterstudiengänge? Anhand der vorgestellten Modelle, Befragungsergebnisse und Praxisbeispiele ausden unterschiedlichen Einrichtungen und Kontexten wird deutlich, dass E-Learning-Technologien keinem Selbstzweck dienen, sondern als Mittel zu betrachten sind, um die Lernbedürfnisse der Zielgruppe einzulösen. Eine große Herausforderung bei der Konzeption und Durchführung berufsbegleitender Online-Masterstudiengänge liegt im Bereich organisationaler und lernkultureller Aspekte. Darüber hinaus ist das Qualitätsmanagement und die Vermarktung der Angebote von zentraler Bedeutung.

UR - http://www.e-learning-zeitschrift.org/04_2010/ ER -