TY - Generic T1 - Suizidprävention bei Suchterkrankungen – Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Fortbildungsund Vernetzungsmaßnahmen Y1 - 2021 A1 - Sascha Milin A1 - Marc Giesmann A1 - Lisa Eilert A1 - Tatjana Steinhaus A1 - Gianna Scharnberg A1 - Michael Kerres A1 - Peter Raiser A1 - Barbara Schneider A1 - Ingo Schäfer AB -

Ziel des Forschungsvorhabens war es, die Implementierung von online-basierten Lernformen
für Fachkräfte des suchtbezogenen Hilfesystems zu erproben. Hierdurch sollte eine
nachhaltige Stärkung der Suizidprävention im Suchtbereich erfolgen. Die wesentlichen
Phasen sollten in einem systematischen Prozess so gestaltet werden, dass die
Bedarfsgerechtigkeit, die Basierung auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand,
innovative mediendidaktische Methoden sowie ein frühzeitiger Einbezug von Verbänden im
Suchthilfebereich sichergestellt war.
Die Bedarfsanalyse zeigte über alle eingeschlossenen Berufsgruppen hinweg eine
wahrgenommene zu geringe Berücksichtigung des Themas Suizidalität in der
grundständigen Ausbildung. Den Befragten waren wichtige Risikofaktoren und Kenntnisse
präsent, Defizite und Unsicherheiten zeigten sich jedoch in Bezug auf den Umgang mit
Betroffenen, deren angemessener Weitervermittlung sowie in Bezug auf die Bearbeitung von
Patientensuiziden und Befürchtungen zu suizidalen Patientinnen und Patienten im Team.
Darauffolgend wurden ein modulares Curriculum und umfangreiche Lernmaterialien
entwickelt. Anhand der ermittelten Bedarfe wurde die Schulung entlang von 5 Modulen
konzipiert, (1) Suizidalität verstehen (2) Suizidalität erkennen, (3) Interventionsmethoden, (4)
Suizidalität und das Team sowie (5) Vernetzung und Hilfsangebote. Es wurden
aufeinanderfolgend zwei separate Schulungsdurchläufe in Zeitfenstern von jeweils 6 Monaten
durchgeführt. Im Sinne einer formativen Evaluation flossen Auswertungen in eine Erweiterung
der Inhalte und eine Optimierung der technischen Abläufe und didaktischen Strategien ein.
Zu den Schulungsdurchläufen registrierten sich 519 Fachkräfte, von denen N=202 Personen
die Module im vorgesehenen Umfang bearbeiteten und zu denen Daten in der
Nachbefragung gewonnen werden konnten. Die Resonanz war sehr positiv, insbesondere
bei den Berufsgruppen der sozialen Arbeit und der Sozialpädagogik. Das Follow-Up-zeigte,
welche Inhalte auch nach Ablauf einer gewissen Zeit als positiv und praxisrelevant erlebt
wurden. Dies waren insbesondere bestimmte substanzspezifische Risikofaktoren, eine für
den Bereich der Suizidalität besonders geeignete Form der Krisenintervention sowie der
Einbezug der Betroffenen-Sicht in der Schulung durch Referenten mit eigenen
Suizidversuchen.
Für eine nachhaltige Nutzung der Befunde konnte ein Akteur im Bereich der Fortbildung in
der Suchthilfe gewonnen werden, der aktuell Konzepte für einen technisch und
organisatorisch funktionalen Weiterbetrieb prüft. Eine Adaption und Fortführung, gerade im
Hinblick auf die pandemiebedingte „Normalisierung“ von online-basierten Schulungen
befindet sich derzeit in einer Planungsphase.

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