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Dr. Ann-Marie Kaulbach und Martin Reynders (Universität zu Köln, Kompetenzzentrum für juristisches Lernen und Lehren)
Themenzuordnung: 
Lehre planen und organisieren

In unserer täglichen Arbeit mit digitalen Lehr- und Lernangeboten fällt oftmals auf, dass nicht nur Lehrenden, sondern auch Studierenden der Umgang mit Lernmodulen und Onlineübungen schwerfällt. Voreilig wird vorausgesetzt, dass Studierende als „Digital Natives“ mit der Nutzung der digitalen Angebote vertraut seien und diese Kompetenz mitbrächten. Dabei wird verkannt, dass Aufbau und Funktionsweise von Learning-Management Systemen (LMS) kaum mit sozialen Netzwerken und anderen populären Onlineangeboten, mit denen die Studierenden vertraut sind, vergleichbar sind. Das Design/Layout der LMS und die Usability bleiben meist weit hinter dem, was Studierende und Lehrende aus dem Alltag kennen, zurück. Sie sind selten intuitiv und die Formen kollaborativen Arbeitens, z. B. in Foren, sind aus Studierendensicht überholt. Lehrende wiederum stehen vor der Herausforderung, in oft unübersichtlichen LMS-eigenen Editoren Inhalte erstellen zu müssen.

Unter dem Begriff „digitale Kompetenz“ verstehen wir hierbei primär die notwendigen Fähigkeiten, um digitale Lehr-/Lernangebote zu nutzen (Studierende) und zu erstellen (Lehrende). Des Weiteren gehören aber auch studien- und berufstypische Fähigkeiten wie der Umgang mit Fachdatenbanken, Textverarbeitung und digitale Kommunikation dazu.

Daher gliedert sich die Session in zwei Teile:

  1. Digitale Kompetenzen der Studierenden
  2. Digitale Kompetenzen der Lehrenden

Im ersten Teil der Session soll das Feld der digitalen Kompetenzen der Studierenden, insbesondere in Hinsicht auf die Nutzung digitaler Lehr- und Lernangebote betrachtet werden. Bei der Auseinandersetzung mit der Materie fällt auf, dass die digitalen Kompetenzen, die ein Jurist im Beruf braucht, vielfältig sind. Gleichzeitig variieren sie zwischen den verschiedenen Berufszweigen sehr.

Wenn also digitale Kompetenzen möglicherweise ausschließlich für das Studium erlernt werden sollen, oder vorausgesetzt werden, sollte man bei der Auswahl und Erstellung digitaler Lehr- und Lernangebote auch immer deren didaktischen Nutzen hinterfragen. Dies soll in dieser Session an Hand von drei Leitfragen diskutiert werden:

  1. Welche digitalen Kompetenzen bringen die Studierenden mit und was muss erst vermittelt werden? Interessant ist dabei auch ein Blick in die Schulen und die Frage, ob es eine Abstimmung über den Einsatz digitaler Lehr- und Lernangebote zwischen Schulen und Hochschulen geben sollte.
  2. Welche digitalen Kompetenzen haben Studierende bis Ende des Studiums erlernt? Wie sind diese vermittelt worden? Was davon kann über das Studium hinaus fruchtbar gemacht werden? Werden Kompetenzen ausschließlich für das Studium erworben?
  3. Welche Konsequenzen sollen daraus gezogen werden? Müssen wir etwas ändern, müssen z. B. LMS komfortabler werden und mehr an die den Studierenden vertrauten sozialen Netzwerke angeglichen werden? Oder ist es gerade ein Vorteil, sich davon abzugrenzen um die (prä-)berufliche und private Nutzung digitaler Medien voneinander abzugrenzen? In welchem Maße können digitale Lehr-/Lernangebote eingebunden werden? Können LMS langfristig verfügbar und bis in den Beruf hinein nutzbar gemacht werden?

Ausgehend von der Frage, welche digitalen Kompetenzen Studierende besitzen und benötigen, nimmt der zweite Teil des Vortrags die erforderlichen digitalen Kompetenzen von Lehrenden - ausgehend von typischen Umweltbedingungen der (digitalen) Lehre an Hochschulen - anhand von drei zentralen Fragestellungen in den Blick:

  1. Welcher Grad von Standardisierung, Integration und Usability von digitalen Elementen ist innerhalb des Studiengangs vorhanden oder angestrebt und welche Vor- und Nachteile entstehen Lehrenden?
  2. Lassen sich Konflikte zwischen spezifisch-fachlichen Erwägungen und einem hohen Standardisierungsgrad in Einklang bringen und welche Rolle spielen hierbei vorhandene oder erworbene digitale Kompetenzen der Lehrenden?
  3. Welche Schlüsse lassen sich hieraus für die individuelle und die systematische Fortbildung und Schulung von Mitarbeiter/innen ziehen?
Methodisches Vorgehen und Anmerkungen : 

Gemeinsam mit den Teilnehmenden soll im Anschluss an die Impulsreferate zu den beiden Themenblöcken entlang der Leitfragen diskutiert werden, welche digitalen Kompetenzen erwartet werden dürfen, welche vermittelt werden müssen. Darüber hinaus soll ein Problembewusstsein hinsichtlich dieser Fragen geschaffen werden, damit schon der der Erstellung digitaler Lehr- und Lernangebote die Fähigkeiten der Studierenden berücksichtigt werden. So kann verhindert werden, dass Lehrende viel Arbeit in digitale Angebote stecken, die anschließend kaum benutzt werden. Auf Seiten der Studierenden wird erreicht, dass diese Angebote besser nutzen können und nicht schon mit der Technik zu kämpfen haben, sondern sich auf die Inhalte konzentrieren können.

Idealiter werden Ziele digitaler Lehr- und Lernangebote und korrespondierende Kompetenzkataloge definiert. Dabei soll auch die Verzahnung der Lehr-/Lernangebote und das didaktische Konzept kritisch reflektiert werden. Dabei ist es wichtig, die Ziele, die mit dem Einsatz verfolgt werden, offenzulegen. Sollen Präsenzzeiten reduziert werden oder Nachteile einzelner Studierendergruppen ausgeglichen werden oder sollen z. B. neue Lehr-/Lernonzepte im Sinne des „blended Learning“ entwickelt werden? Um passende Angebote zu konzipieren, müssen die Ziele am Anfang klar definiert sein.

Maximale Teilnehmer: 
50 Teilnehmer
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