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Die nationale Agentur beim BIBB lud ein zur Tagung "Erwachsenenbildung digital" - (auch) als Event zum Start von EPALE, der "Europäischen E-Plattform für Erwachsenenbildung" und ca. 200 Personen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung aus dem In- und europäischen Ausland kamen nach Berlin in die kath. Akademie. Mit EPALE steht eine europäische Plattform zur Verfügung, die die Akteure der EB europaweit vernetzt. Diese Plattform wird auch dazu beitragen können, dass sich die Akteure an Einrichtungen der EB besser über Aktivitäten in europäischen Förderlinien und Aktionsprogrammen informieren und austauschen können. Gerade für ERASMUS+ und andere Programme, die der Vernetzung und Kooperation dienen, ist es wichtig zu wissen, wo was in Europa passiert und mit wem sich gemeinsam Projekte vorantreiben lassen. Die Hoffnung, die ich mehrfach gehört habe, ist, dass die Plattform diese Information und den darauf basierenden Dialog unterstützt. 

In meinem Beitrag zur Eröffnung der Veranstaltung habe ich den Stand der Diskussion über E-Learning skizziert und Implikationen für Strukturen der Erwachsenenbildung aufgezeigt: EB ist heute stark auf die Durchführung von "Kursen" fokussiert, während die diigitalen Medien auch Chancen für einen weiteren "Diskurs" eröffnen. Die europäische Diskussion kreist seit Jahren um Open Education und Open Educational Resources und für das lebenslange Lernen werden offene Plattformen in der Erwachsenenbildung sich immer stärker durchsetzen und ich vermute, Präsenzangeobte werden sich dabei mit Online- Angeboten immer mehr verbinden.  Mich hat erstaunt, dass die Diskussion auf der Tagungn über Strecken doch noch in dem Muster Online- versus Präsenzunterricht läuft, und Online vielfach als Bedrohung für die Existenz einer Einrichtung wahrgenommen wird. Die Diskussionen auf der Veranstaltung haben m.E. deutlich werden lassen, wie das etablierte System der staatlichen Alimentierung die "Kursförmigkeit" von Erwachsenenbildung stabilisiert. Finanziert werden eben primär Maßnahmen im Präsenzunterricht, die auf den üblichen Parametern (N Unterrichtsstunden, Tn-Zahl) aufbauen. Innovative Formate, die hiervon abweichen, haben es schwer. Gerade im europäischen Vergleich besteht in Deutschland ein hohes Bewußtsein für die Notwendigkeit einer öffentlich finanzierten  Erwachsenenbildung. Doch die Fixierung auf traditionelle Formate dieser Angebote erschwert den Wandel in Deutschland, ein Eindruck, der sich im Vergleich zu der an sich schwierigeren Situation für "offene Bildung" in anderen europäischen Ländern entstehen kann. Dabei ist mir klar, dass die Digitalisierung gerade im Bereich der EB ganz neue Formen der Kooperation und der Organisation von Bildungsarbeit entstehen lässt, und damit auch Herausforderungen für Zusammenarbeit wie auch Wettbewerb zwischen den Einrichtungen.

Eine Woche später, wieder in Berlin, beim Hochschulforum Digitalisierung, musste ich an die Tagung "Erwachsenenbildung digital" denken, und es kam mir der Gedanke: Eigentlich bräuchte es ein "EB-Forum Digitalisierung", an dem zentral verantworliche Akteure aus Bildung und Politik gemeinsam über Wege der Digitalisierung  für die EB in Deutschland nachdenken, und nicht nur punktuell an einem Tag, sondern mit einer gewissen Kontinuität, Ernsthaftigkeit und einem Commitment der Politik. 

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