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TitelDie existenzielle Wende? Mediendidaktik aus einer existenzphilosophischen Perspektive
Publication TypeConference Paper
Year of Publication2015
AuthorsHölterhof, T
Conference NameWenden in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
LocationKöln
Abstract

Insbesondere in der Auseinandersetzung mit der Philosophie von G. W. F. Hegel zeichnet sich im 19. Jahrhundert eine philosophische Wende ab, die das Subjekt als eigenes und unmittelbares Sein in den Fokus rückt, indem sie die eigene Existenz und ihre basalen Dynamiken herausarbeitet. Eine solche durchaus auf eigener Erfahrungen basierende, anthropologische und mitunter vernunftkritische Orientierung findet sich etwa bei Arthur Schopenhauer, explizit auf den Begriff der Existenz bezogen bei Sören Kierkegaard (vgl. Hölterhof 2013: 73). Die hierin beginnende Wende begreift das menschliche Denken in einer Art und Weise, in der der Mensch sich im Denken zu sich selbst verhält (vgl. z.B. Jaspers 1964, S. 1) – etwa als eine Kategorie des „Sichzusichverhaltens“ (vgl. Tugendhat 1981, S. 160). Die Subjektvergessenheit fällt dabei auf und wird zur Herausforderung: Es gilt, das Subjektive hinter dem Systematischen herauszuarbeiten (vgl. Arendt 1948, S. 61).

Von diesem Ausgangspunkt entwickelt sich ein Spektrum an Philosophien, von denen im heutigen bildungstheoretischen Diskurs unter anderem Einflüsse von Martin Heidegger und Jean­Paul Satre zu finden sind. Doch wird die Existenz des Menschen im Rahmen dieser Philosophien mitunter dermaßen frei und isoliert gedacht, dass sie als Bildungsphilosophie im eigentlichen Sinne nicht ohne weiteres Zugänglich ist: Die Existenz ist nicht selten ein Hinweis auf die Grenzen pädagogischen Handelns (vgl. Schäffer 2004: 9; März 1993: 76ff.; Bollnow 1953: 467). Inwieweit diese Eigenheit jedoch als charakteristisch für eine „existenzphilosophische Pädagogik“ anzusehen ist, kann nur schwer beantwortet werden: Bollnow entwirft hieraus neben der Überwindung der Existenzphilosophie auch einen unstetigen Bildungsbegriff (vgl. Bollnow 1977), ein Verweis auf Karl Jaspers etwa zeigt Erziehung als Weg und Werden zum „unaustauschbaren Selbstsein“ (vgl. Jaspers 1977: 32) und im internationalen Zusammenhang wird „Existential Education“ im Anschluss an Sören Kierkegaard als eine Form des Subjektiv­Werdens interpretiert (vgl. Sæverot 2011: 559f.).

Im Sinne einer konstruktiven pädagogischen Rezeption dieser Philosophien gibt es somit durchaus Ansätze, Aspekte für pädagogisches Handeln abzuleiten. Dabei weist eine existenzielle Perspektive in Situiertheit und Betonung der Erfahrung durchaus Gemeinsamkeiten zur gegenwärtigen pragmatischen Perspektive in Didaktik und Mediendidaktik auf (vgl. Faulstich 2005; Kerres & de Witt 2004; Oehler 2000: 8). Sie birgt im Existenziellen jedoch das Potential, den Blick auf Bildung zu schärfen und im Vergleich zu Emergenz und Viabilität aus einer konstruktivistischen Tradition (vgl. Gerstenmaier & Mandl 1995: 880f.) die Konturen der Faktizität des Daseins zu schärfen. Dieser Beitrag versucht dieses Potential herauszuarbeiten als Ergänzung und Verfeinerung der mediendidaktischen Theoriediskussion sowie eine Verortung in einem Fallbeispiel vorzunehmen. Als solches Beispiel dienen die berufsbegleitenden Master­Studiengänge „Educational Media“ und „Educational Leadership“ der Universität Duisburg­Essen.

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