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Unter dem Titel „Potenziale von Ansätzen des Wissenstransfers zu Digitalisierung und Bildung“ organisierten Dr. Pia Sander (Universität Duisburg-Essen) und Steven Beyer (Universität Duisburg-Essen) auf der Jahrestagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2024) ein Symposium zur Forschung über Transfer.

Seit Langem wird zu Transfer geforscht und trotzdem können in vielen Bereichen nur auf unzureichende Evidenzen und Good Practice zurückgegriffen werden, z.B. zu Fragen des Zusammenwirkens von Bildungspraxis und -forschung. Wie sich dieses Zusammenwirken in Bildungskontexten jedoch vollziehen kann, welche Akteur:innen involviert sind bzw. sein sollten und welche Gestaltungsmerkmale bedeutsam sind, ist unzureichend bekannt. An dieser Stelle setzte das Symposium an und präsentierte aktuelle Forschung aus zwei Metavorhaben (Digitalisierung im Bildungsbereich; Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft) zu unterschiedlichen Ansätzen zur Gestaltung von Transfer mit einem Fokus auf ko-konstruktive Ansätze.

Beitrag 1: Dr. Hadjar Gadiri-Mohajerzad und Dr. Moritz Sahlender vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung | Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen stellten unter dem Titel „Die Bedeutung von Transfergestaltung für das Gelingen von Wissenstransfer in Forschungsprojekten“ Ergebnisse zur Gestaltung von Wissenstransfer in Forschungsprojekten aus den Förderlinien zweier Metavorhaben vor. Vor dem Hintergrund von Ansätzen des Boundary-Crossing interviewten sie 25 Forschende. Die inhaltsanalytische Auswertung zeigte eine Vielfalt von Transferansätzen in Bezug auf Inhalte und beteiligte Akteur:innen, Zielgruppen und Institutionen. Unabhängig von der Gestaltung des Transfers (linear, bidirektional, ko-konstruktiv) gibt es kaum Hinweise auf Regelmäßigkeit und Frequenz der Aktivitäten, dass darauf hindeutet, dass der Gestaltung von Transferformaten bisher wenig Bedeutung beigemessen wird. Die Ergebnisse sind alarmierend, da es scheint, dass die Bedeutung der formalen Gestaltung von Transferbeziehungen bisher von Forschenden unterschätzt wird.

Beitrag 2: Anna Heinemann von der Universität Duisburg-Essen berichtete in ihrem Vortrag „Brückenakteure zwischen Bildungsforschung und Bildungspraxis - eine systematische Erfassung“ über ein Teilprojekt des Metavorhabens Digitalisierung im Bildungsbereich. Aufbauend auf Ansätze des Knowledge Brokerings wurde das Desiderat zu Akteuren in Deutschland zwischen Bildungsforschung und -praxis im digitalen Kontext beschrieben und in einer systematischen Websiterecherche mit definierten Ein- und Ausschlusskriterien entsprechende Fälle identifiziert. Die gewonnenen Ergebnisse mündeten in Profilen zu Funktionen, Kompetenzen, Transfer- und Disseminationsprozessen sowie der Rolle der Brückenakteure in ko-konstruktiven Prozessen.

Beitrag 3: Vor dem Hintergrund der Relevanz von Forschungsprodukten und Aufbereitungen für die Praxis berichteten Steven Beyer, Dr. Pia Sander (beide Universität Duisburg-Essen), Dr. Annika Wilmers und Carolin Keller (beide DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) zur „Nutzung von Forschungssynthesen und Konzeption eines multimedialen Transferangebots“. Ausgehend von einem umfassenden Evidenzdefizit zur Nutzung von digitalisierungsbezogenem Forschungswissen aus Forschungssynthesen (die keine Meta-Analysen sind), wurden Lehramtsstudierende seminarbezogen nach der intensiven Lektüre einer exemplarischen Forschungssynthese zur wahrgenommenen Relevanz der Synthese befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Relevanz schwerpunktmäßig für den Conceptual Use (Individueller Erkenntnisgewinn), gesehen wurde. Für die Bereiche des Instrumental Use (Transmissive Nutzung) und des Symbolic Use (Begründung Unterrichtsentscheidungen) wurde eine geringere Relevanz berichtet. Darüber hinaus wurden Ergebnisse eines designorientierten Workshops vorgestellt, in dem die Studierenden neben der Forschungssynthese zwei Forschungsaufbereitungen hinsichtlich Stärken, Hürden und Verbesserungsbedarfen beurteilten.

Beitrag 4: Dr. Jan Koschorreck und Dr. Saniye Al-Baghdadi vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung | Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen sprachen in ihrem Vortrag über die „Ko-Konstruktive Konzeption und Beforschung eines Online-Dialogformats zur Digitalisierung von Bildung“. Ausgehend von einem in der 1. Förderphase des Metavorhabens Digitalisierung im Bildungsbereich entwickelten ko-konstruktiven Formats, werden nun in der 2. Förderphase weitere Aspekte der Konzeption des Online-Dialogformats empirisch in den Blick genommen, z.B. Gelingensbedingungen und Outcomes von Ko-Konstruktion. Anhand erster Daten einer Befragung einer Special Interest Community zur Digitalisierung in der (Weiter-)Bildung wurden u.a. Herausforderungen der Messung von Gelingensbedingungen und Outcomes diskutiert.

Für die abschließende Diskussion des Symposiums konnte Prof. Dr. Harm Kuper von der Freien Universität Berlin gewonnen werden. Er hob die übergreifende konzeptuelle Rahmung des Symposiums in Anlehnung an Farley-Ripple et al. (2018) hervor, die eine Spezialisierung der Forschung zu Transfer ermöglicht. So können dadurch konzeptuell bedeutsame Einzelaspekte fokussiert, Desiderate der Transferforschung identifiziert und sich wechselseitig ergänzende Befunde kumuliert werden. Jedoch stellt sich zugleich aus der Systemperspektive die Frage, ob der theoretische Zugang zum Thema Transfer als Kommunikation mehrerer Systeme angemessen ist. Dabei ist zu klären, ob die Metapher der Lücke (Gap) die Interaktion zwischen den Systemen treffend beschreibt. Ebenso sollte hinterfragt werden, ob die Annahme strukturell identischer Elemente wie Evidenz, Interpretation, Partizipation und Frequency für die beteiligten Systeme sinnvoll ist oder ob diese Elemente von System zu System variieren. Zudem stellt sich die Frage, wie Selektionen eines Systems die eines anderen beeinflussen können und ob die Systeme über funktional äquivalente Alternativen zum Transfer verfügen, die möglicherweise andere Dynamiken eröffnen.

Weitere Informationen über das Metavorhaben Digitalisierung im Bildungsbereich und Aktuelles zu den Forschungsprojekten finden sich unter:

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