Druckversion
TitelKompetenzentwicklung im ehrenamtlichen Engagement – Zwischen Eigenverantwortung und Institutionalisierung
Publication TypeReport
Year of Publication2024
AuthorsKerres, M, Janssen, I, Sämisch, A, Vens-Cappell, V
Series TitleReports der learninglab gGmbh, Köln
Institutionlearning lab gGmbH
CityKöln
Abstract

Ehrenamtlich Engagierte begegnen in ihrer Tätigkeit oft vielfältigen Herausforderungen, sodass sie ihre Kompetenzen stets weiterentwickeln müssen. Dies kann zum einen eigenverantwortlich und informell in der ehrenamtlichen Praxis erfolgen. Zum anderen bieten formalisierte Weiterbildungsangebote einen geschützten Rahmen für explizite Lernangebote. Fraglich ist jedoch, inwiefern formalisierte Weiterbildungsangebote mit dem Selbstbild und der Motivation der ehrenamtlich Engagierten vereinbar sind. Möglicherweise ist für die ehrenamtlich Engagierten das Motiv, etwas Gutes zu tun, bedeutender als eine formale Weiterqualifizierung. Zudem stellt sich die Frage, ob es die ehrenamtlich Engagierten als nützlich oder eher als belastend empfinden, Weiterbildungsangebote wahrzunehmen.

In einer bundesweiten Umfrage (N = 1692) wurde daher untersucht, (a) wie ehrenamtlich Engagierte selbst ihre Kompetenz(-defizite) wahrnehmen und (b) unter welchen Bedingungen formalisierte Weiterbildungsangebote für sie attraktiv sind.

Die Ergebnisse zeigen, dass Engagierte sich überwiegend als hinreichend kompetent für ihre ehrenamtliche Tätigkeit wahrnehmen. Bei Unsicherheiten setzen sie primär auf niedrigschwellige, im direkten Umfeld verfügbare Lösungen, wie den Austausch mit anderen Engagierten. Gleichzeitig nehmen die Befragten zu einem größeren Teil auch an formalisierten Weiterbildungsangeboten teil und bewerten diese positiv. Die Teilnahme an solchen Angeboten scheint offenbar nicht im Konflikt mit ihrem Selbstbild als Engagierte zu stehen.

Engagegementfördernde Organisationen können demnach darauf setzen, dass Engagierte sowohl selbst initiativ werden als auch formalisierte Angebote wahrnehmen, um sich weiterzubilden. Grundsätzlich scheint es zudem gut zu gelingen, Engagierte über mögliche Angebote zu informieren.

Die eigene Organisation ist nicht nur dabei zentral, sondern auch die Hauptanlaufstelle für die Angebotssuche und -nutzung, wobei ein erheblicher Teil der Engagierten auch Angebote von externen Trägern oder Online-Plattformen nutzt. Bei der Gestaltung von Weiterbildungsangeboten ist zu beachten, dass für die ehrenamtlich Engagierten nicht das Schließen von Kompetenzlücken im Vordergrund ihrer Weiterbildungsnachfrage steht, sondern das persönliche Interesse an Inhalten und der Wunsch, etwas Neues zu lernen.

Deswegen sollten Angebote nicht alleine auf Wissensvermittlung abzielen. Vielmehr ist es wichtig, die Bedürfnisse und Interessen der ehrenamtlich Engagierten bei der Angebotsplanung im Auge zu haben. Dabei spielen auch Online-Elemente, die räumliche und zeitliche Flexibilität eröffnen, bereits eine wichtige Rolle.

Besonders attraktiv sind zudem Angebote, die Raum für sozialen Austausch bieten – das wird auch daran deutlich, dass Formate mit Präsenz(-anteilen) besonders beliebt sind. Weitergehende Untersuchungen könnten darauf abzielen, besser zu verstehen, welche bestimmten Faktoren, wie z. B. spezifische Einsatzbereiche des Engagements mit bestimmten Mustern im Weiterbildungsverhalten einhergehen oder ob es individuelle Merkmale von Personen oder Organisationen gibt, die entscheidend für das Nutzungsverhalten und die Bewertung von formalisierten Weiterbildungsangeboten sind.

Notes

Die Durchführung des Forschungsprojektes wurde mit Mitteln der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) gefördert.

© Universität Duisburg-Essen | -
admin@mediendidaktik.de