Lehr-/Lernprozesse werden durch den Einsatz bestimmter Bildungsmedien bestimmt. Fortlaufend werden neue mediale Darstellungsformen entwickelt, die versprechen, das Lernen und Lehren besser zu machen. Meist sind solche Versprechungen nicht durch wissenschaftliche Arbeiten belegt. Typischerweise steht eine Lehrperson vor Fragen: Welche Auswirkungen hat die Wahl des Mediums auf die Lehr- und Lernprozesse? Wenn das Lernen mit “neuen Medien” wie VR, Chatbots oder interaktiven Videos als Innovation gefordert wird, ist die Rückfrage nachvollziehbar: Warum? Lernt man denn mit diesen Medien besser?
In der mediendidaktischen Forschung sind Medienvergleichsstudien eine Methode, um die Wirkung einer bestimmten medialen Darstellung zu untersuchen. Dabei wird ein Lernangebot mit einem bestimmten Medium und ohne dieses umgesetzt. Häufig wird dann der Lernerfolg aus beiden Bedingungen verglichen, um diese Frage zu beantworten.
An diesem Vorgehen wird auch Kritik geübt (Buchner & Kerres, 2023; Clark, 1983; Hastings & Tracey, 2005). Problematiken, die dabei aufgezeigt werden umfassen die Konfundierung von Methode und Medium, das Design unzureichender Kontrollbedingungen, ein fehlender Bezug zu Lehr-Lerntheorien sowie die Annahme von einfachen Wirkzusammenhängen und zu starke Reduktion von Komplexität. Alternativ wäre also nicht zu fragen, ob ein Medium eingesetzt wird, sondern zu welchen Zwecken und auf welche Weise ein Medium eingesetzt wird und über welche Lernprozessfaktoren dieses Medium wirkt.
Andererseits ist das klassische Experimentaldesign, welches diesen Vergleichsstudien zugrunde liegt, ein etabliertes Vorgehen in der empirischen Forschung. Auch Vorgänge, die in der psychologischen oder medizinischen Forschung untersucht werden, sind komplex und auch hier gelingt es beispielsweise, adäquate Vergleichsbedingungen zu schaffen. Es ist aus dieser Perspektive keine Schwäche der Forschungsmethode an sich, sondern vielmehr eine Frage der sorgfältigen Umsetzung. Auch bleibt aus organisationaler Sicht - beispielsweise bei der Frage nach der Anschaffung von Technik - die Frage bestehen, inwiefern ein Medium allgemein beim Lehren und Lernen einem anderen Medium überlegen sein könnte.
In diesem Workshop werden diese verschiedenen Perspektiven in einem ersten Schritt in Fachvorträgen vorgestellt und zur Diskussion gegeben. In einem zweiten Schritt sind Sie eingeladen, ein mediendidaktisches Forschungsdesign im Austausch mit anderen (weiter-)zuentwickeln. Hierfür können Sie gern auch gern ein aktuelles Forschungsdesign mitbringen. Die entwickelten Designs werden vorgestellt und diskutiert, sodass die methodisch-theoretischen Überlegungen nah an der Forschungspraxis besprochen werden können.
Literatur
Buchner, J., & Kerres, M. (2023). Media comparison studies dominate comparative research on augmented reality in education. Computers & Education, 195, 104711. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2022.104711
Clark, R. E. (1983). Reconsidering Research on Learning from Media. Review of Educational Research, 53(4), 445–459. https://doi.org/10.3102/00346543053004445
Hastings, N. B., & Tracey, M. W. (2005). Does media affect learning: Where are we now? TechTrends, 49(2), 28–30. https://doi.org/10.1007/BF02773968
Organisation: Maria Klar (UDE), Dr. Miriam Mulders (UDE), Katja Buntins (UDE, Dr. Josef Buchner (PH St. Gallen)
Am Vorabend treffen wir uns zum informellen Austausch beim Abendessen um 19.30 Uhr. Die Workshop-Teilnehmenden können sich hierfür im Vorfeld anmelden.
Vorläufiger Ablauf:
9:00-9:10
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Begrüßung
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9:10-9:50
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Vortrag + Diskussion: Dr. Miriam Mulders + Katja Buntins M.Sc.
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9:50-10:30
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Vortrag + Diskussion: Prof. Dr. Eric Richter
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10:30-10:45
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Pause
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10:45-11:25
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Vortrag + Diskussion: Dr. Josef Buchner
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11:25-12:05
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Vortrag + Diskussion: tbd
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12:15-13:15
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Mittagspause
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13:15-13:30
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gemeinsamer Einstieg in die Arbeitsphase
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13:30-15:00
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Arbeitsphase inkl. Pause
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15:00-16:15
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Vorstellung und Diskussion der Forschungsdesigns
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16:15-16:30
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Ausklang
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Zielgruppe: Forschende im Bereich Educational Technology/Mediendidaktik. Eingeladen sind insbesondere Forschende aus den Projekten der Förderlinie "Digitalisierung" im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung des BMBF.
Anmeldung: Sie müssen sich zunächst auf der Website des Learning Lab > registrieren und können sich danach für die Veranstaltung anmelden. In Ihrem Profil können Sie Ihre Anmeldung bearbeiten.